Pflege in der Eingliederungshilfe

Beziehung ist kein Extra - sie ist die Basis

Was heißt es, Menschen mit kognitiven Einschränkungen, psychischen Erkrankungen oder herausfordernden Biografien professionell zu begleiten?
Was braucht Pflege in der Eingliederungshilfe, damit sie nicht nur „funktioniert“, sondern wirklich trägt – für die Nutzer:innen, für die Fachkräfte, für das ganze System?

Die Antwort liegt nicht nur in Strukturen oder Konzepten.
Sie liegt in der Beziehung. Und in der Haltung, mit der wir sie gestalten.

Pflege im Spannungsfeld zwischen System und Mensch

Professionelle Pflege in der Eingliederungshilfe findet heute unter herausfordernden Bedingungen statt: Knappe Ressourcen, hohe Dokumentationsanforderungen, komplexe Bedarfslagen.
Gleichzeitig rückt der Anspruch auf Selbstbestimmung und Teilhabe stärker denn je in den Vordergrund.

Genau in diesem Spannungsfeld wird Beziehung zur zentralen Pflegeleistung.
Nicht als Extraschleife. Sondern als Kernaufgabe.

Haltung als pflegefachliche Kompetenz

Gemeinsam mit Sabine Caruso – Pflegeexpertin mit jahrzehntelanger Erfahrung als Qualitätsprüferin beim Medizinischen Dienst, als QM-Beauftragte und Stabsstelle Pflege in der EGH – arbeiten wir bei ondela seit Langem an der Frage, wie Beziehung professionell gestaltet werden kann.
Sabine ist aktuell in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) tätig und bringt ihre Haltung in ein Feld ein, das fachlich wie menschlich höchste Sensibilität verlangt.

In vielen Gesprächen und Workshops ist uns deutlich geworden:
Pflege in der EGH braucht einen Menschenblick.

Einen Blick, der Biografie ernst nimmt.
Der Verhalten nicht bewertet, sondern verstehen will.
Der Beziehung nicht dem Systemdruck unterordnet – sondern als professionelle Leistung anerkennt.

„Es reicht nicht, wenn Pflegeprozesse dokumentiert sind. Beziehung muss gelebt werden – das kann man nicht abheften.“
Sabine Caruso

Zwei Konzepte – eine Botschaft: Beziehung zählt

Der Expertenstandard „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“

Dieser Standard betont, wie wichtig beziehungsfördernde Kommunikation, biografisches Wissen und reflexive Haltung für die Pflegequalität sind – auch und gerade in der Eingliederungshilfe.
Er fordert Pflege, die sich als Beziehungsgestaltung versteht – nicht nur als Intervention oder Maßnahme.

Das psychobiografische Pflegemodell nach Prof. Dr. Erwin Böhm

Böhm geht davon aus, dass viele Verhaltensweisen reaktiv sind – geprägt von biografischer Erfahrung, Verlust, Unsicherheit.
Pflege, so sein Ansatz, wird dann wirksam, wenn sie gesunde Anteile anspricht, Identität stärkt und emotionale Verbindungen ermöglicht.

Beide Konzepte sprechen die gleiche Sprache:
Pflege ist Beziehung. Und Beziehung braucht Wissen, Zeit, Reflexion – und Haltung.

„Wenn wir Verhalten als biografischen Ausdruck verstehen, wird Pflege nicht „einfacher“ – aber sie wird menschlicher.“
Sabine Caruso

Was das für die Praxis bedeutet

Pflege in der EGH ist hochprofessionell. Aber sie ist auch hochpersönlich.
Sie gelingt nicht, wenn Fachkräfte nur „funktionieren“.
Sie gelingt, wenn Fachlichkeit und Menschlichkeit zusammenspielen.

Das bedeutet konkret:

  • Biografisches Wissen ist keine Kür – sondern Voraussetzung.

  • Teams brauchen Räume für Reflexion, Austausch und Weiterentwicklung.

  • Beziehungsgestaltung wirkt nicht nur auf Nutzer:innen – sondern auch auf Teamklima, Motivation und Sinn.

ondela: Räume für Haltung, Beziehung und Entwicklung

Bei ondela arbeiten wir genau an dieser Schnittstelle.
Wir begleiten Teams, Leitungskräfte und Fachpersonen der Eingliederungshilfe in Workshops, Formaten und Entwicklungsprozessen – immer mit dem Blick auf das, was zählt: Den Menschen.

Unser gemeinsamer Workshop „Vom Systemdenken zum Menschenblick“, den Melanie Lindemann gemeinsam mit Sabine Caruso entwickelt hat, schafft einen Erfahrungsraum für genau diese Themen.
Hier geht es nicht um neue Tools – sondern um echte Haltungsentwicklung.
Um Pflege, die wieder Verbindung schafft.
Und um Menschen, die sich erinnern, warum sie diesen Beruf gewählt haben.

Hier geht es zu unserem Workshop „Vom Systemdenken zum Menschenblick“

Unser Fazit

Die Zukunft der Pflege in der Eingliederungshilfe entscheidet sich nicht allein an strukturellen Stellschrauben.
Sie entscheidet sich in der Begegnung. In der Haltung. Und in der Frage, ob wir den Menschen noch sehen – hinter all den Aufgaben, Regeln und Prozessen.
Pflege mit Menschenblick ist mehr als ein Trend.
Sie ist ein Aufbruch zurück zum Wesentlichen.