Weil Teilhabe kein Formular ist

Das BTHG will Teilhabe und Selbstbestimmung stärken. Doch in der Praxis ist das nur möglich, wenn Haltung keine Floskel bleibt. Dieser Artikel ist ein Impuls für alle, die den Menschen wirklich in den Mittelpunkt stellen wollen.

Haltung statt Haken: Warum gelebte Personenzentrierung mehr ist als ein gesetzlicher Auftrag

Wir leben in einer Zeit, in der Vieles gleichzeitig passiert – und Vieles gleichzeitig verloren zu gehen droht. Orientierung. Vertrauen. Menschlichkeit. Nicht nur auf gesellschaftlicher Ebene, sondern auch mitten in unseren Systemen, unseren Organisationen, unserem Arbeitsalltag.

Der Druck ist hoch. Der Fachkräftemangel überall spürbar. Und auf vielen Ebenen wird versucht, dem Komplexen mit Struktur zu begegnen – mit Konzepten, Vorgaben, Regularien. Das ist nachvollziehbar. Aber es greift oft zu kurz.

Denn Veränderung lässt sich nicht verordnen. Und Menschlichkeit schon gar nicht.

Was es wirklich braucht: Haltung

In vielen Organisationen spüren wir gerade, dass das Alte nicht mehr trägt – aber das Neue noch nicht da ist. Dass Prozesse funktionieren, aber Beziehungen nicht. Dass Systeme laufen, aber Sinn fehlt.

Und was dann oft geschieht, ist ein Rückzug in die „Lösungslogik“: Man schreibt Konzepte, definiert Zuständigkeiten, passt Stellenbeschreibungen an. Aber der Kern – das, was zwischen Menschen wirkt – bleibt unberührt.

Dabei ist genau das der Ort, an dem Veränderung beginnt. Nicht in der Strategie. Sondern in der Haltung.

Haltung zeigt sich nicht auf Flipcharts.
Haltung zeigt sich in Gesprächen.
In Entscheidungen.
In dem, wie wir Menschen begegnen – insbesondere jenen, die Unterstützung brauchen.

Der soziale Bereich im Fokus – und die Gefahr des Missverstehens

Besonders deutlich wird das im sozialen Bereich. Zum Beispiel beim Bundesteilhabegesetz (BTHG), das eigentlich nichts Geringeres will als Teilhabe und Selbstbestimmung zu stärken. Ein starkes Ziel. Ein wichtiges Gesetz.

Aber: In der Praxis erleben Viele etwas anderes.

Statt als Chance zur Entwicklung wird das BTHG nicht selten als „neues Korsett“ erlebt – oder schlimmer noch: Als Vehikel zur Kostendämpfung.

Wenn Steuerungslogik und ökonomische Überlegungen die Umsetzung dominieren, droht der eigentliche Kern verloren zu gehen: Der Mensch mit Assistenzbedarf

Personenzentrierung wird dann zum Schlagwort.
Zum Formular.
Zum Haken auf der Checkliste.

Und das ist gefährlich.

Denn wer das BTHG als Einsparungsmodell versteht, verfehlt seinen Sinn.
Personenzentrierung ist kein Sparinstrument. Sie ist ein Menschenrecht.
Und sie braucht mehr als Regelkenntnis. Sie braucht Haltung.

Gelebte Personenzentrierung beginnt im Innen

Für uns ist gelebte Personenzentrierung der zentrale Prüfstein für Entwicklung im sozialen Bereich. Nicht als Idealbild – sondern als tägliche Praxis.

Gelebt bedeutet: Ich sehe den Menschen vor mir. Nicht die Bedarfsermittlung – sie ist nur ein Tool, ein Gefäß, ein Bindeglied zum Leistungsträger.
Gelebt bedeutet auch: Ich bin bereit, mich mit meinen Überzeugungen zu zeigen – und sie zu überprüfen.
Und: Ich arbeite nicht nur mit Methoden, sondern mit Haltung.

Und für uns geht es dabei um gelebte Personenzentrierung als Kern. Alles andere bleibt formale Pflichterfüllung.

Diese Form der Arbeit ist nicht immer bequem.
Aber sie wirkt.
Und sie verändert. Nicht nur Nutzer:innen – sondern auch Teams, Leitungen, ganze Organisationen.

Was Organisationen jetzt benötigen

Veränderung braucht Räume.
Für Reflexion, für echte Begegnung, für das, was sonst oft keinen Platz hat: Zweifel, Fragen, innere Bewegtheit.

Organisationen brauchen Menschen, die den Mut haben, auch Unfertiges auszuhalten.
Die Führung nicht mit Kontrolle verwechseln.
Und die bereit sind, Verantwortung neu zu denken – nicht als Belastung, sondern als Beziehungsgestaltung.

Was es dafür braucht, ist kein weiteres Konzept.
Sondern:
– einen klaren Blick
– eine aufrichtige Haltung
– und den Willen, sich selbst mit in die Veränderung zu nehmen

Entwicklung beginnt genau hier

Vielleicht stehen Sie gerade an einem Punkt, an dem Sie merken: So wie bisher geht es nicht weiter.
Vielleicht spüren Sie, dass das, was Sie tun, nicht mehr ganz zu dem passt, was Ihnen wichtig ist.
Vielleicht wollen Sie nicht einfach weitermachen – sondern tiefer fragen, klarer führen, anders begleiten.

Dann laden wir Sie ein, diesen Fragen Raum zu geben.
In Ihrer Organisation. In Ihrem Team. In Ihrer eigenen Haltung.

Denn:
Veränderung beginnt nicht mit Konzepten.
Sondern mit Haltung.
Und mit dem Mut, neue Wege zu gehen – für sich selbst, für andere, für das größere Ganze.