Zwischen Anpassung und Aufbruch

Nicht mit mir! Über das Schweigen in stürmischen Zeiten

Neulich habe ich eine Podcastfolge gehört, die mich nachhaltig bewegt hat.

Dr. Hans-Joachim Maaz war zu Gast bei Kathie Kleff – und sprach über etwas, das mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht: über Normopathie, über narzisstische Gesellschaftsstrukturen und darüber, warum viele Menschen nicht mehr widersprechen, sondern in einer Art innerem Rückzug verharren.

Vor allem hat mich seine Klarheit beeindruckt. Und der Mut, Dinge auszusprechen, die oft übersehen oder wegerklärt werden.

Unbedingt hörenswert: Die Podcastfolge von Get happy! mit Dr. Hans-Joachim Maaz bei Kathie Kleff – klar, bewegend und hochaktuell. Jetzt reinhören.

Was ist eigentlich los mit uns?

Da draußen brennt die Welt. Krisen, Polarisierung, Rückzug – und gleichzeitig: eine trügerische Ruhe.
Keine kollektiven Aufschreie, kein Innehalten, kaum ein Aufbäumen. Stattdessen: Schweigen. Funktionieren. Anpassen.
Dr. Hans-Joachim Maaz nennt das, was wir erleben, eine „Normopathie“. Eine Krankheit, bei der die Anpassung zur Tugend wird – und der innere Kompass verloren geht.

„Die Mehrheit schweigt pathologisch.“
– Hans-Joachim Maaz

Was wie emotionale Reife aussieht, ist oft nichts anderes als Überanpassung. Und die hat Folgen – für unsere Gesellschaft, unsere Beziehungen, unsere Arbeit. Und letztlich für uns selbst.

Die Wurzel: Anpassung statt Beziehung

Normopathie entsteht früh. Wenn wir lernen, dass unser echtes Fühlen nicht willkommen ist. Dass Zugehörigkeit nur funktioniert, wenn wir uns anpassen. Viele Menschen tragen einen „Gefühlsstau“ in sich – so nennt es Maaz.
Die Folge: Wir orientieren uns nach außen statt nach innen. Wir übernehmen Rollen, Erwartungen, Konventionen – bis wir gar nicht mehr wissen, wer wir eigentlich sind.

Das Tragische:
Diese Form der inneren Entfremdung fällt kaum auf. Denn sie ist gesellschaftlich erwünscht. Sie funktioniert gut – in Systemen, die Kontrolle über Beziehung stellen. In Organisationen, die Normen statt Menschlichkeit honorieren. Und in Biografien, die sich nie selbst gespürt haben.

Und jetzt? Die Kraft, nicht mitzumachen.

Hier beginnt der entscheidende Wendepunkt. Denn wir können uns entscheiden, da nicht weiter mitzumachen.

Was es dafür braucht, ist innere Stärke. Eine Haltung, die nicht laut sein muss – aber klar. Nicht radikal – aber konsequent.
Und hier treffen sich zwei kraftvolle Perspektiven: Resilienz und Stoizismus.

Resilienz: Die Kunst, bei sich zu bleiben

Resilienz bedeutet nicht, immer stark zu sein. Es bedeutet, sich selbst zu spüren – auch unter Druck. Und die Fähigkeit zu entwickeln, wieder in die eigene Mitte zurückzukehren.

Resiliente Menschen …

  • erkennen ihre eigenen Muster

  • setzen Grenzen, ohne sich zu verschließen

  • erlauben sich, zu fühlen – ohne sich davon überwältigen zu lassen

  • wissen: Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern Grundlage für Wirksamkeit

Stoizismus: Die Freiheit im Inneren

Der stoische Weg – wie ihn z. B. Marc Aurel oder Epiktet gelebt haben – ist ein stiller, aber kraftvoller Widerstand gegen ein krankes Außen.
Er fragt: Was liegt in meiner Macht? Und was nicht?

Stoische Grundsätze helfen uns, Normopathie zu durchbrechen:

  • Ich konzentriere mich auf das, was ich beeinflussen kann.

  • Ich verschwende meine Energie nicht auf das, was außerhalb meiner Kontrolle liegt.

  • Ich pflege Klarheit, Disziplin und Mitgefühl – mit mir und mit anderen.

Beruflich wie privat: Neue Räume gestalten

Wenn wir Normopathie erkennen, können wir neue Räume öffnen:

  • In Organisationen: Beziehung statt Regelhörigkeit. Vertrauen statt Kontrolle.

  • In Familien: Echte Begegnung statt Harmoniezwang. Zuhören statt bewerten.

  • In uns selbst: Der Mut, nicht zu gefallen – sondern echt zu sein.

„Wenn du das Spiel nicht mehr mitspielst, wird sich das Spiel verändern.“

Ihr Weg zurück zur inneren Autorität

Der erste Schritt ist immer das Bewusstsein. Dann kommt die Entscheidung:
– Für sich selbst.
– Für eine Haltung, die aus der Tiefe kommt.
– Für Räume, in denen andere sich auch trauen dürfen, echt zu sein.

Ich begleite Sie gerne dabei – als Impulsgeberin, Sparringspartnerin oder Entwicklungsbegleiterin.

Denn genau dafür ist ondela da:
Für Menschen, die wieder fühlen wollen, was sie tragen – und wer sie sind.

„Die größte Revolution ist es, sich selbst treu zu bleiben – in einer Welt, die Anpassung erwartet.“
– Melanie Lindemann